Der Name der Stadt ist übergroß, nicht erst seit dem unseligen Kinofilm. In der Antike war Sparta zeitweise die zweitmächtigste griechische Stadt und lag mit Athen in ewiger Konkurrenz. Natürlich wollen wir wissen, wie es heute dort aussieht, wenn wir schon einmal auf dem Peloponnes unterwegs sind. Auch wenn man uns vorgewarnt hat, dass das enttäuschend werden könnte. Aber wir wollen für uns selbst herausfinden: Lohnt sich ein Ausflug nach Sparta?
Dieser Erfahrungsbericht ist Teil unserer Serie „Reisen mit Kindern auf dem Peloponnes„. Wir haben Sparta als Teil unserer großen Europareise im Februar 2015 bereist, und zwar als vierköpfige Familie mit zwei Jungs, zehn und acht Jahre alt.
Update 2019: Offenbar hat sich seit Veröffentlichung des Beitrags bzw. seit unserem Besuch im Februar 2015 einiges getan in Sparta und sich zum Positiven gewendet – lest deshalb unbedingt auch die Kommentare! Wenn ihr selbst vor Ort wart und abweichende Erfahrungen gemacht habt, freue ich mich über weitere Ergänzungen. Vor allem könnte das auch künftigen Lesern helfen, denn ich selbst komme so schnell leider nicht mehr nach Griechenland für ein Update.
Inhalt dieses Beitrags
Sparta heute
Wir fahren am Ortsschild von Sparta vorbei und parken am Straßenrand. Zu Fuß erkunden wir das geschichtsträchtige Terrain.
Wer in Sparta buddelt, stößt ganz schnell auf antike Ruinen. Bauherr möchte man hier lieber nicht sein (vielleicht auch aus anderen Gründen)…
Die lebhafte Konkurrenz mit der heutigen Hauptstadt liegt zweieinhalb Jahrtausende zurück. In der Tat scheint die Idee, Sparta mit Athen zu vergleichen, in den heutigen Verhältnissen lächerlich. Das moderne Sparta ist ein belangloses Provinzstädtchen. Rund 16.000 Einwohner hat der Ort, gut doppelt so viele mit den Eingemeindungen, die die Gebietsreform in Lakonien der Stadt beschert hat.
Wikipedia behauptet, es handele sich um „ein lebendiges Zentrum von Handel und Gewerbe“. Für griechische Verhältnisse hier im abgelegenen Süden des Landes mag das sogar stimmen.
Es gibt hübsche Ecken in Sparta, wie hier im Park, der sich rund um das Archäologische Museum erstreckt. Aber die Fassaden im Hintergrund verraten schon wieder einiges…
Wir spazieren durch die Straßen der kleinen Stadt. Es gibt hübsche Ecken, hier und da. Wie überall im ganzen Land sind die Anzeichen der Krise und der dauerhaft schlechten wirtschaftlichen Situation jedoch nicht zu übersehen.
Eine Augenweide ist Sparta nicht.
Ein Stadtspaziergang durch Sparta offenbart vor allem Anblicke wie diesen. Griechenland liegt eben irgendwie doch auf dem Balkan.
Spartanische Verhältnisse eben.
Wie spartanisch war Sparta in der Antike?
Früher stählten sich die Bewohner des Stadtstaates für den Kampf, indem sie sich der Fürsorge der Mutter schon in jungen Jahren entzogen, um in Krieger-WGs auf harten Pritschen zu schlafen.
Rund 300 Familien sollen damals die knapp 2000 „Spartiaten“ gestellt haben, die richtig harten Krieger der Stadt. Im 8. Jahrhundert vor Christus fing das an, und bis etwa ins 4. vorchristliche Jahrhundert dauerte die spartanische Vorherrschaft auf dem Peloponnes.
Den glorreichen Ruf verdanken die Spartaner übrigens vor allem ihrem Durchhaltewillen in der Schlacht an den Thermophylen. Damals hatten sie sich ausnahmsweise einmal mit Athen gegen die Perser verbündet und traten der vielfachen Übermacht an der Landenge in Mittelgriechenland entgegen.
Ich hasse gestellte Familienfotos. Dieses hat uns ein Backpacker-Pärchen aus Australien aufgezwungen, um sich für den Gefallen zu revanchieren. Immerhin habe ich so ein Bild vom Leonidas-Denkmal, das an den spartanischen König und Helden der Thermophylen erinnern soll.
Drei Tage lang leistete das spartanische Heer unter dem Feldherrn Leonidas erbitterten Widerstand, bis ein Verräter die Feinde durchs Gebirge führte. Derart in die Zange genommen, kämpften die Männer aus dem Süden buchstäblich bis zum letzten, um den übrigen Heeresteilen den Rückzug zu ermöglichen.
Entsprechend vorgewarnt gelang es den Griechen, ihre nicht kämpfende Bevölkerung in Sicherheit zu bringen und die Perser in einer spektakulären Seeschlacht schließlich zu besiegen.
Das ist das Archäologische Museum von Sparta von außen.
Tourismus in Sparta? Fehlanzeige
Tourismus findet in Sparta kaum statt. Außerhalb der Saison ist es mir nicht möglich, das einzige Kitsch-Souvenir hier zu erwerben, das ich jemals kaufen wollte (für einen Freund) . So etwas gibt es in Sparta einfach nicht, zumindest nicht im Februar.
Gastronomie ist vereinzelt vorhanden. Wer hungrig ist, wird schon irgendwo irgendwie satt. Gut möglich, dass es sogar den einen oder anderen Geheimtipp gibt, den wir nicht gefunden haben. Uns jedenfalls spricht optisch nichts so sehr an, dass wir in Versuchung geraten, irgendwo einzukehren. – Echt jetzt, bei uns in Obernkirchen ist mehr los als in Sparta.
Es gibt durchaus Restaurants und Cafés im Zentrum von Sparta. Dass alles so trostlos aussieht, ist mit Sicherheit vor allem auch der Jahreszeit geschuldet.
Sehenswürdigkeiten in Sparta
Ein paar Sehenswürdigkeiten gibt es dann aber doch. Natürlich.
Ein kleines Museum liegt in einem hübschen Park mit kopflosen Statuen verborgen. Es besteht aus drei Räumen, in denen ganz altmodisch alte Dinge in Glasvitrinen ausgestellt sind.
Alte Dinge hinter Glas.
Wer kein echtes Faible für die Antike hat, kann sich das sparen, ehrlich gesagt.
Die Ruinen von Sparta
Was hingegen richtig cool ist, ist das Ruinenfeld. Im Gegensatz zu anderen antiken Stätten wie Delphi, Mykene, Pella oder natürlich Athen liegen die alten Säulen hier einfach frei zugänglich in der Gegend herum. Es gibt kein Kassenhäuschen, keine Gastronomie, kein gar nichts (Update: Laut Kommentar hat sich das inzwischen geändert). Aber für den Laien eben auch nur mäßig viel zu sehen.
Spartas Ruinenfeld liegt mitten in einem Olivenhain.
Zwischen den antiken Mauerresten wachsen Olivenbäume. Ziegen streunen umher, ein Pferd ist angepflockt, und ja, wir begegnen auch einem Team aktiver Archäologen. Andere Touristen sehen wir nicht.
Ein Anblick, den wir beim Rundgang über das antike Ruinenfeld von Sparta jetzt nicht unbedingt erwartet hätten: ein zum Grasen angepflocktes Pferd.
Für uns ist es genau deshalb eines der schönsten Ruinen-Erlebnisse.
Unser Reiseführer und Wikipedia verraten uns genug über die alte Stadt, die nach der politischen Niederlage gegen Athen und später der Angliederung ans Römische Reich in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Die moderne Stadt Sparta wurde übrigens erst 1836 etwas abseits des alten Stadtzentrums neu gegründet.
Die Jungs klettern über die alten Steine, finden Teile von Reliefs, die überwuchert im Gras liegen. Martin und ich steigen auf den Hügel am Theater (der in Deutschland sicher abgesperrt wäre) und blicken über die Überbleibsel der Geschichte, während wir die kalte Luft der Historie einatmen. Wir mögen die Atmosphäre des gepflegten Understatements.
Die Reste des Amphitheaters von Sparta. Wir können einfach so mitten durch stiefeln.
Fazit: Lohnt sich ein Ausflug nach Sparta?
Für uns hat sich der Ausflug gelohnt, auf jeden Fall! Wahrscheinlich vor allem bedingt durch die Jahreszeit hatte unser Tagestrip streckenweise einen leicht surrealen, morbiden Touch. Aber gerade dadurch, dass Sparta so „anders“ ist, hat uns der Ausflug großen Spaß gemacht.
Ein uralter Olivenbaum in Sparta.
Aber ich kann verstehen, dass viele Besucher enttäuscht sind, die vom großen Namen der Geschichte mehr erwartet haben.
Mehr Erfahrungsberichte aus Griechenland
Dieser Artikel ist Teil der Serie „Reisen mit Kindern auf dem Peloponnes: Unsere Erfahrungen samt Unterkunfts-Tipp„.
Unsere einzelnen Stationen:
- Mykene: Wiege des antiken Griechenland
- Sparta: Lohnt sich ein Tagesausflug?
- Nafplion: Griechenlands vielleicht schönste Stadt
- Patras: Couchsurfing und Sightseeing auf dem Peloponnes
Insgesamt waren wir einen Monat lang in Griechenland auf dem Festland unterwegs. Die Zusammenfassung dieser Zeit, gespickt mit Links zu weiteren Berichten im Detail, gibt es hier:
Überblick: 4 Wochen Griechenland-Rundreise mit Kindern
Unser Griechenland-Roadtrip wiederum war Teil unserer Familien-Auszeit 11 Monate durch Europa.
Über unsere 11-monatige Reise habe ich ein ganzes Buch geschrieben: „Die Entdeckung Europas“. Im Gegensatz zum Blog stehen dort die persönlichen Begegnungen und das „gefühlte Reisen“ während unserer Langzeitreise mit Familie im Mittelpunkt. Auch der Peloponnes hat darin ein eigenes Kapitel, in dem es hauptsächlich um unsere Couchsurfing-Erfahrungen in Patras geht.
FAQs
Was hat Sparta so berühmt gemacht? ›
Die Spartiaten bildeten als Elitekämpfer das Rückgrat des Spartanischen Heeres. Dessen militärische Stärke ermöglichte es Sparta lange Zeit, großen Einfluss auf die Geschicke ganz Griechenlands auszuüben. So spielte es eine herausragende Rolle in den Perserkriegen und ging 404 v. Chr.
Was ist das heutige Sparta? ›Sparta (griechisch Σπάρτη Sparti (f. sg.)) ist sowohl eine Landstadt als auch eine Gemeinde auf der griechischen Halbinsel Peloponnes. Das antike Sparta befand sich nördlich der heutigen Stadt Sparta, die ein lebendiges Zentrum von Handel und Gewerbe ist und bis 2010 Verwaltungssitz der Präfektur Lakonien war.
Wo liegt das alte Sparta? ›Sparta war, neben Athen, der mächtigste Stadtstaat des antiken Griechenlands – eine sogenannte Polis. Eine Polis bezeichnete im antiken Griechenland einen Stadtverband, also einen städtischen Siedlungskern und sein Umland. Sparta lag im Gebiet Lakoniens, im Süden der griechischen Halbinsel Peleponnes.
Wer sind die Spartaner? ›Sparta war einer der mächtigsten Stadtstaaten im antiken Griechenland. Denn die Spartaner waren ein mutiges Volk von Kriegern. So hatte sogar das mächtige Athen Angst vor ihnen. Die meisten Spartaner trainierten ihr ganzes Leben lang, um zu unbesiegbaren Kriegern zu werden.
Welche Sprache hat man in Sparta gesprochen? ›B. sprachen die Spartaner lakonisch, die Thebaner böotisch, die Milesier ionisch. Die ursprünglich gesprochenen Dialekte des Griechischen lassen sich in vier Hauptgruppen einteilen: Attisch-ionisch: Attika, Euböa, Kykladen, Ionien (südliches Kleinasien)
Was rufen die Spartaner? ›„Auuuuh“ – wie kommt Pegida zu dem Schlachtruf der Spartaner?
Warum gibt es Sparta nicht mehr? ›Warum ist Sparta so hart untergegangen, während andere griechische Gesellschaften weitermachen? Tolle Frage! Kurze Antwort: Die spartanische Regierung war extrem konservativ und hyper- traditionell. Das funktionierte gut, bis eine große Serie von Rückschlägen den Stadtstaat erschütterte.
Wie nennt man die Einwohner von Sparta? ›bestand die Bevölkerung Spartas aus etwa 4.000 bis 5.000 Spartiaten (Vollbürgern), 40.000 bis 60.000 Periöken und 140.000 bis 200.000 Heloten.
Was ist der Unterschied zwischen Athen und Sparta? ›Während Athen eine Seemacht war und seine Verbündeten in der Ägäis hatte, befand sich Spartas Herrschaftsbereich auf der Peloponnes . Mit einigen anderen Stadtstaaten gründete Sparta den Peloponnesischen Bund – der Gegenpol zum Attischen Seebund.
Hat Sparta existiert? ›Sparta war eine Stadt im Alten Griechenland. Die Stadt herrschte über das Gebiet in der Umgebung. Die Stadt mit ihrer Umgebung nannte man damals Lakedämon. Sparta galt als ein kriegerischer Staat, in dem der Adel das Sagen hatte.
Wie lebten die Frauen in Sparta? ›
Mädchen in Sparta lernten Schreiben und Lesen
Sie lebten ebenfalls wie ihre Brüder in Baracken. Aber sie lernten Lesen und Schreiben, machten Gymnastik und trainierten Leichtathletik. Diese Behandlung hatte gute Gründe, sahen doch die Spartaner in den Frauen und Mädchen die Mütter zukünftiger tapferer Krieger.
Spätestens seit Mitte des 6. Jahrhunderts galt das spartanische Heer als das stärkste in Griechenland, was durch zahlreiche Hilferufe und Bündnisangebote hellenischer und auswärtiger Staatswesen nachweisbar ist.
Was war die Aufgabe der Spartaner? ›Die Lebensweise Spartas war ausschließlich auf militärische Ziele ausgerichtet, um die Herrschaft Spartas auf dem Peloponnes zu sichern. Erziehung, Ehe, Kinderzeugung, Lebensform und Gesetzgebung folgten der militärischen Ausrichtung.
Was machten die Mädchen in Sparta? ›Mädchen in Sparta lernten Schreiben und Lesen
Sie lebten ebenfalls wie ihre Brüder in Baracken. Aber sie lernten Lesen und Schreiben, machten Gymnastik und trainierten Leichtathletik. Diese Behandlung hatte gute Gründe, sahen doch die Spartaner in den Frauen und Mädchen die Mütter zukünftiger tapferer Krieger.
Die spartanische Erziehung (agoge) zeichnete sich durch Abhärtung, Kampfsport, Disziplin und das Verbot aller das Leben erleichternden Bequemlichkeiten aus. Die Erziehung war streng.
Wer hat die Spartaner besiegt? ›Datum | Spätsommer 480 v. Chr. |
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Ort | Thermopylen, Mittelgriechenland |
Ausgang | Sieg der Perser |
Als Basis der spartanischen Mahlzeiten beschrieben sie Gerstenmehl, Wein, Käse und Feigen. Zum Hauptgericht und gleichzeitig Hauptnahrungsmittel zählte die sog. Maza. Maza ist eine Art Sammelbegriff für Gerichte, die aus Gerstenmehl zubereitet wurden.
Waren es wirklich 300 Spartaner? ›Unter dem Kommando des spartanischen Königs Leonidas wurden 300 Spartiaten, also spartanische Vollbürger, die kriegerische Elite der Stadt, sowie Kontingente aus der Peloponnes, Thespiai, Phokis und Theben nach Norden entsandt, insgesamt wohl 7000 Mann.
Woher kommt der Satz Wanderer kommst du nach Sparta? ›“ Diese Verse des Dichters Simonides von Keos sollen – im altgriechischen Original – als Inschrift auf dem Gedenkstein für die Spartaner gestanden haben, die sich 480 v. Chr. bei der Verteidigung der Thermopylen gegen die Perser bis auf den letzten Mann aufopferten.
Was ist ein Vollbürger? ›Vollbürger waren alle Männer über 18 Jahren, die das Bürgerrecht besaßen. Nur sie durften wählen gehen, politische Ämter besetzen, politische Entscheidungen treffen und hatten ein Recht auf Grundbesitz (durften Land haben). Sie mussten Steuern zahlen und Militärdienst leisten.
Was sind die Heloten? ›
Heloten (altgriechisch εἵλωτες „die Eroberten, die Gefangenen“; von ἑλεῖν heléin „fassen, ergreifen, nehmen“) nannte man die Angehörigen einer sozialen Schicht von Menschen im Staat Lakedaimon (heute üblicherweise nach seinem Hauptort Sparta genannt), die zwar im Staat sesshaft, aber keine Bürger waren.